GREEN?
TEXT | YVONNE SEILER
VON ÖKO-TERRORISTEN, BIO-BAUMWOLLE &
DER PRODUKTION MIT GLÜCKLICHEN HÄNDCHEN
Die meisten Designer, die man beim MODEPALAST findet, machen sich Gedanken darüber, welchen ökologischen und sozialen Fußabdruck sie hinterlassen. Die Anderen warten nur auf bessere Rahmenbedingungen, um in den planetenverliebten Tenor mit einzustimmen. Wer sich unter grüner Mode regenbogenfarbene Kratzhemden vorstellt, die mit Birkenstock-Sandalen zur „stylishen“ Höchstleistung auflaufen, der irrt.
„Unsere Mode verkauft sich nicht, weil sie grün ist und grün produziert wurde“, so Hans Koszednar von ANZÜGLICH,
„unsere Mode verkauft sich weil sie gefällt und gut passt!“
Selbst Abendkleider sind bei HYPNOSIS – BERLIN zu haben. Matthias Jahn und Niklas Kauffeld, die HYPNOSIS – BERLIN gemeinsam führen, sagen:
„Man kann auch einen großen Auftritt mit Biostoffen haben!“
„Es gibt sogar vegane Seide, bei der die Raupen bei der Gewinnung nicht getötet werden.“
Um ein Biobaumwoll-Siegel zu erhalten, genügt es auf Pestizide zu verzichten. Für Firmen, die für den Massenmarkt produzieren, kostet das nicht viel mehr, so können große Begkleidungsfirmen als weltweit größter Abnehmer von Bio-Baumwolle auftreten. Das rettet zwar vielen Baumwollbauern das Leben, ihre Existenz ist aber häufig dennoch bedroht, denn sozialer sind die Produktionsbedingungen für den Massenmarkt nicht und spätestens beim Einfärben ist „Bio“ längst vergessen.
Ökoversand , Ökostrom & alle bekommen ihren Lohn.
Für die Aussteller des MODEPALASTS gehört weit mehr zur grünen Produktion. „Wir beziehen Ökostrom und unser Versandunternehmen arbeitet ökologisch“, so HYPNOSIS – BERLIN. Für Hans Koszednar von ANZÜGLICH, die mit Arbeitsverträgen auf österreichischem Niveau von gehörlosen Frauen in Peru produzieren lassen, ist eines klar:
„Wenn wir eine Firma haben und damit Geld verdienen wollen, dann wollen wir dass alle anderen,
die daran beteiligt sind, auch ihren Lohn bekommen.“
Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, nähen viele Designer die Kleider selbst oder lassen in Wien produzieren. Nur die Stoffe haben nicht alle im Griff, so müssen manche heute noch auf das grüne Viereck verzichten. Agnes Giefing von PRINCESS IN PROGRESS würde sehr gerne mit Biobaumwolle arbeiten. „Ich habe jetzt 30 verschiedene Farben lagernd und bekomme die ab 12m pro Farbe. Wenn ich Biobaumwolle will, muss ich mindestens 120m pro Farbe nehmen!“
Auch die unter Konsumenten begehrten Zertifikate können sich kleine Unternehmer oft nicht leisten. Doch wo es möglich ist, setzen sich alle für bessere Produktionsbedingungen ein. „Es geht so viel schief, ich versuch halt ein bisschen was zu verändern“, so Sasa Fabjan von FIN.
Marco von ZERUM findet:
„Es soll nicht jeder Öko-Terrorist werden, das sind wir selbst nicht, aber es soll jeder seinen Beitrag leisten.“
Ein nachhaltiger Lebensstil wird für viele Menschen immer erstrebenswerter, viele sind der Meinung, dass die grüne Produktion heute für jeden relevant ist.